Das Pechen im Jahresverlauf
Die heutigen Pecher verwenden hauptsächlich die historischen Werkzeuge. Sie bearbeiten damit die Schwarzföhren möglichst schonend und nach traditionellen Methoden.
Danach legt der Pecher einen ersten Streifen vollkommen frei. Mit der Hacke oder dem Dechsel wird eine V-förmige Kerbe, die Lass, eingeschlagen und die Leitscharten eingesetzt.
Darunter wird mit dem Einstemmeisen ein Schnabel eingestemmt.
Unter dem Schnabel wird im richtigen Abstand der Pechnagel eingeschlagen.
Dazwischen klemmt der Pecher das Pechhäferl ein, mit dem das Harz eingefangen wird.
Mindestens einmal wöchentlich - optimalerweise zweimal pro Woche - wird mit dem Pecherhobel ein weiterer Streifen von wenigen Zentimetern freigelegt.
Die eingesetzen Scharten leiten das herabfließende Harz in das Pechhäferl. Wenn das Pechhäferl voll ist, wird es entleert. Das ist im Schnitt zirka drei bis vier mal im Jahr notwendig. Ein Pechhäferl fasst rund 1 Kilo Rohharz.
Der Ertrag ist von Baum zu Baum unterschiedlich.
Das Pechfass wurde liegend in den Waldboden eingegraben, damit es nicht austrocknen kann und so kein Harz verloren geht. Oben war eine verschließbare Öffnung in die das Harz aus dem Pittel eingegossen wurde. Oft wurde dazu noch ein Holztrichter verwendet.
Wenn das Fass voll war, musste es früher mühsam mit Pferdewagen in die nächste Pechsiederei und ab 1914 in das Harzwerk gebracht werden.
Später, in den 1950er-Jahren, wurden die Pferdewagen von Traktoren und dann die Holzfässer von amerikanischen Blechfässern abgelöst.
Als Material für das Pechhäferl wurden früher Blech, Mineralfaser und hauptsächlich Ton, später dann leichter zu leerendes Glas
verwendet. Weil diese Pechhäferl nicht mehr hergestellt werden, kommen heute auch hier alte Bestände zum Einsatz.
Das Pechhäferl wird jährlich höher gesetzt.
Anhand der eingeschlagenen Schnäbel kann man am Baum ablesen, wieviele Jahre er gepecht wurde.Die bearbeitbare Höhe ergibt sich aus der Länge der Leiter, die der Pecher früher meist im Laufen von Baum zu Baum mittragen musste. Die Leiter hat sich jeder Pecher selbst angefertigt. Sie musste besonders leicht konstruiert sein.
Am Pechbaum, genauer: auf der Lachte (das ist die von der Rinde befreite Holzfläche), bleibt im Laufe des Jahres eine Harzschicht zurück die im Licht austrocknet und verhärtet.
Zum Saisonende - mit den ersten Frösten - wird das am Baum verbliebene Harz abgescharrt. Die Pecher verwenden eine spezielle Schürze ("Scherrpechfiata") die sie auf einer Seite eng um den Baum befestigen, um das Scherrpech einzusammeln.
Als Schutz und Zuflucht bei Gewittern errichteten die Pecher mitten im Wald einfache kleine Pecherhütten.
Innen dienten zwei gehobelte Bretter entlang der Wände als Sitzbank und ein paar Pechernägel als Kleiderhaken.
Mit deftigem Essen holten sich die Pecher die nötige Energie für die mühsame und kraftraubende Arbeit - zum Beispiel mit dem traditionellen Piestinger Pechersterz
Aus dem Harz, dem Holz, den Nadeln und Zapfen (Bockerln) und der Rinde der Schwarzföhren wird eine Vielzahl traditioneller, aber auch neuer, innovativer Naturprodukte hergestellt.
Viele Produzenten und Anbieter von Dienstleistungen rund um die Pecherei, auch Gemeinden und Museen, sowie unterstützende und engagierte Personen und Institutionen haben sich im Verein "Die KEAföhrenen" zusammengeschlossen, um das von der UNESCO zum immateriellen Kulturerbe erklärte Handwerk der Pecherei und die Traditionen mit zahlreiche Aktivitäten rund um das Thema Schwarzföhre zu pflegen.
In unserem Produktkatalog sind viele aktuelle Angebote aufgelistet - für alle Gelegenheiten, Geschmäcker und Interessen.
Immaterielles Kulturerbe Pecherei in Niederösterreich
Im Jahr 2011 wurde das überlieferte Handwerk der Pecherei in Niederösterreich auf Initiative der "Arbeitsgemeinschaft Niederösterreichische Pecherstraße" in das Nationale Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes der Österreichischen UNESCO-Kommission aufgenommen.
Nähere Informationen zu dieser Anerkennung auf der Seite der Österreichischen UNESCO-Kommission.
Wir sind ein gemeinnütziger Verein
und pflegen das immaterielle UNESCO-Kulturerbe Pecherei*
Ihre Spende hilft uns dabei!
Die KEAföhrenen • IBAN:• AT043293700008135469 BIC: RLNWATWWWRN
*Die Pecherei in Niederösterreich wurde im Jahr 2011 von der Österreichischen
UNESCO-Kommission in das nationale Verzeichnis als immaterielles Kulturerbe aufgenommen.